22.07.2006

Die Geduld der Spinne - Jonathan Nasaw




Psycho – Spannung pur

Wer etwas für Psychothriller übrig hat, Gänsehaut mag und in die Abgründe der menschlichen Seele eintauchen möchte, für den ist dieses Buch etwas ganz Besonderes. Und wenn auch das Cover den Mörder dieses Buches mit Hannibal Lecter vergleicht, so hinkt meiner Meinung nach der Vergleich. Da hätte ich schon eher eine gewisse Assoziation zu „Psycho“ gezogen...

Es geht um das Thema „gespaltene Persönlichkeit“, kurz DIS – Dissoziatives Identitätssyndrom – genannt und grauenvolle Taten. Wobei immer nur eine der vielen Persönlichkeiten des Täters die Taten begangen hat und die anderen oftmals davon überhaupt nichts wissen. Ein wirklich sehr interessantes Thema. Der Protagonist ist quasi eine Fülle von Protagonisten und der Autor kann jeden von ihnen neu skizzieren, charakterisieren...

Ein Agent und eine Psychiaterin

FBI-Agent Pender lässt der Verdacht nicht los, dass es sich um einen Serientäter handelt, als wieder eine rotblonde Frau spurlos verschwindet. Zwar wurde nie eine Leiche gefunden und die Frauen scheinen immer den Mann fürs Leben gefunden zu haben und mit ihm durchzubrennen, aber nun ist ein Mann gefasst worden, der vor den Augen einer Polizistin seine Beifahrerin aufgeschlitzt hat, so dass ihr die Gedärme in den Schoß fallen. Und wäre nicht Verstärkung eingetroffen, hätte er die Polizistin gleich mit getötet.

Die Psychiaterin Dr. Irene Cogan will nun herausfinden, ob es sich bei dem Mann um eine multiple Persönlichkeit handelt oder er nur simuliert, um evtl. straffrei auszugehen und gerät selbst in große Gefahr. Max „switcht“ oft in eine andere Persönlichkeit. Und einige davon sind überaus gefährlich. Nicht immer bemerkt Irene die Veränderung...

Nasaw lässt einen alternden FBI-Agenten, der ein bisschen aus der Rolle fällt, sich nicht immer so sehr an die Regeln hält, aber einen guten Riecher hat, diesen Fall bearbeiten, obwohl ihn seine Vorgesetzten immer wieder daran zu hindern versuchen. „Das System Maxwell“ ist sehr raffiniert und clever. Bis Pender überhaupt seinen Namen herausbekommt, vergeht schon eine geraume Zeit und leider auch weitere Morde. Er kommt sehr sympathisch rüber, wie er im Alleingang verbissen jede kleine Spur verfolgt, um diesen Mörder wieder hinter Schloss und Riegel zu bekommen.

Spannung ist sofort da. Von der ersten Seite an hat man das Bedürfnis, das Buch nicht mehr aus der Hand zu legen. Der Autor bringt immer wieder kurze Andeutungen, ohne näher auf die Details einzugehen, was die Spannung erhält. So hat der Leser bis zuletzt keine wirkliche Ahnung, was in dem Trockenhaus ist, Vermutungen ja, aber dann ist es letzten Endes doch ein Schock. Auch die Details, die Max nach und nach in den Therapiesitzungen erzählt und Licht ins Dunkel bringen, lassen einen mit großen Augen Seite um Seite umblättern ohne an Essen oder andere Dinge zu denken. – Interessant ist, dass selbst, nachdem der Täter gefasst ist und der Fall gelöst, noch ein I-Tüpfelchen oben drauf kommt und der Leser noch einmal ganz zum Schluss verblüfft wird...

Ich werde auf jeden Fall die Folgebände lesen.

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