23.06.2013

Kurzrezi: Da gewöhnze dich dran – V. Giese

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Vanessa Giese
Da gewöhnze dich dran
Wie ich mein Herz an den Pott verlor

Gegenwartsliteratur
rororo, 2013
TB, 304 Seiten, 9,99 €
ISBN: 3499621886
Kindle-Edition: 9,99 €
gelesen in der Leselotte

Bewertung: 

Inhaltsangabe (Amazon):

«Dat is dat Viech vom Günther vonne Ecke. Der hat ’n Hühnerstall im Garten. Is abba ’n ganz Friedlichen. Der Hahn, meine ich. Der Günther auch. Wird nur laut, wenn seine Weiber abgängich sind.» «Der Hahn?» «Der auch.»
Nessy fängt ihr neues Leben dort an, wo schon lange kein Schmelztiegel mehr ist: im Ruhrgebiet. Während sich alles renoviert, bleiben die Menschen trotzdem, wie sie sind: so normal, dass man Politiker einladen möchte, hier zu wohnen, in den Ghetto­netto zu gehen und sich von Irina die Hosen kürzen zu lassen. Und dort, wo die Herzen der kleinen Leute noch größer als ihre Klappen sind, findet Nessy schließlich alles, was sie braucht: Wirsing, eine Handballmannschaft und ihren Traummann mit Problemfrisur.

Nessys Blog lese ich schon lange und bin immer wieder fasziniert von den Themen, die sie witzig und ohne Fehler in Deutscher Rechtschreibung und Grammatik für uns geneigte Leser in die Weiten des WWW stellt. Schon so manches Mal habe ich gedacht, dass an ihr eine Schriftstellerin verloren gegangen ist. Und nun ist es endlich so weit, und sie hat ein Buch geschrieben, ein Buch, das keine Aneinanderreihung von Posts ihres Blogs, sondern ein richtiger Roman mit Teilen ihrer eigenen Geschichte und natürlich veränderten Punkten, Ausschmückung und Abrundung, einer richtigen Liebesgeschichte zum Pott und dem “Traummann mit Problemfrisur” mit Happy End ist. Es gibt sogar eine eigene Seite, wo ihr einige Details nachlesen könnt, bevor oder nachdem ihr euch zum Kauf des Buches entschlossen habt.

Das Allerbeste aber ist, dass es dialogreich im Ruhrpottischen geschrieben ist. Nessy ist es gelungen, in ihrem Buch nicht nur den Charme des Ruhrgebiets einzufangen und wiederzugeben, sondern vor allem auch den Witz und das Wesen der Menschen, die hier leben. Denn das Ruhrgebiet ist nicht nur Zeche und grau. Die Zechen haben ja leider alle inzwischen geschlossen. Der Pott ist grün! Und die Menschen haben ein großes Herz, sind aufgeschlossen, gehen aufeinander zu und leben in Gemeinschaft. Hier endet das Miteinander nicht an der Haustür, hier gibt es Nachbarschaft.

Als ich das Buch las, habe ich stellenweise schallend lachen müssen, am Ende hin schluchzen und schließlich weinen, und ein ums andere Mal musste ich nicken: “So isset! Genau so!”

Ein Buch, das mich stark berührt und nicht mehr losgelassen hat. Vielleicht, weil ich selbst eine Zugereiste bin. Nicht hier geboren, aber doch hier inzwischen zuhause, möchte ich nirgendwo anders mehr leben (außer vielleicht in Schottland)

Wohlverdiente 10/10 Punkte für dieses Buch.

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