Autor: Michel Houellebecq
Titel: Unterwerfung
Übersetzer: Bernd Wilczek, Norma Cassau
Spiegel-Bestseller Platz 1 – Woche 05/2015
Genre: Gegenwartsliteratur
Verlag: DuMont Buchverlag, [16.01.2015]
HC, 280 Seiten, 22,99 €
ISBN: 3832197958
Kindle-Edition: 280 Seiten, 18,99 €
ASIN: B00PAVTN8E
gelesen auf dem Kindle Paperwhite
Bewertung:
Kurzbeschreibung (Amazon):
»Man kann diesen Roman kaum aus der Hand legen … Kein Autor hält der offenen Gesellschaft ihre Albträume so schonungslos vor wie er.« - Sandra Kegel, F.A.Z.
»Je suis Houellebecq.« - Doris Akrap, taz
»Es ist eines von Michel Houellebecqs besten Büchern … eine literarische Möglichkeit der Welt. Dafür ist Literatur erfunden worden.«
Volker Weidermann, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
Meine Meinung:
Wer bei der Lektüre dieses Buches erwartet, ein bisschen mehr über die möglichen Hintergründe der augenblicklichen Situation in Frankreich zu lesen und zu verstehen, wird enttäuscht werden. Wer ein tiefgreifendes politisches Werk erwartet, wird ebenso enttäuscht werden. Selbst, wer spannende Lektüre erwartet, dürfte enttäuscht werden.
Der einzige Grund, der mich davon abhielt, das Buch nicht nach einiger Zeit abzubrechen bestand darin, möglicherweise später dahinter zu kommen, woher die extreme Bewerbung dieses Werkes ihre Daseinsberechtigung nimmt. Doch leider, ohne tatsächlichen Realitätsbezug hat das Buch wenig mit Islamkritik zu tun. Eher im Gegenteil. Eine mögliche Machtergreifung einer islamischen Regierung in naher Zukunft (2022) wird angedeutet und völlig verharmlost dargestellt. Es findet quasi ein nahtloser, gar nicht schlimmer Übergang von der einen Gesellschaftsform zur nächsten statt. Kann man hier schon von einer Verherrlichung sprechen?
Schon der Einstieg erschien mir ungewöhnlich schwer. Nicht nur der Schreibstil ist weniger locker und ungezwungen als all die Bücher, die ich in den letzten Monaten verkonsumiert habe, es wird auch eine Kenntnis der Literaturwissenschaft vorausgesetzt und mit Begriffen gewürzt, die ich fast ausnahmslos nachschlagen musste, um zu verstehen, was gemeint ist. Der rote Faden durch das gesamte Buch ist eine Affinität zum Schriftsteller Huysmans, die schon an Vergöttlichung grenzt und mir völlig unbegreiflich ist.
In vielen Gesprächen, aber auch Gedanken, wird philosophiert, der Erzähler ertrinkt nahezu in Selbstmitleid und schildert ansonsten gern detailliert verschiedenste Sexpraktiken.
Zitat:
Es ist seltsam, dass ein scheinbar so geringfügiger Umstand in Wahrheit so tiefgreifend ist und dass diese offenkundige, leicht festzustellende Tatsache von den Philosophen der verschiedenen Richtungen kaum erschlossen wurde: Weil Menschen aufgrund ihrer Natur grundsätzlich die gleiche Quantität von Sein besitzen, sind sie alle mehr oder weniger gleich gegenwärtig. Und doch ist das nicht der Eindruck, den sie über einige Jahrhunderte hinweg vermitteln; zu oft kann man beobachten, wie ein schemenhaftes Wesen in den mehr vom Zeitgeist als von der eigenen Persönlichkeit diktierten Seiten zunehmend zerfasert, immer geisterhafter und ungekannter wird.
Das Buch hat mich enttäuscht. Das Geld hätte ich mir sparen können.
Ich gebe 02/10 Punkte - Thema verfehlt, würde ich sagen...
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