Autor: L. S. Anderson
Inhaltsangabe (Amazon):
Ein verzogenes Luxus-Gör, eine dysfunktionale Familie und drei brutale Gangster – der neue Hard-Boiled-Krimi von L. S. Anderson
Es gibt Muttersöhnchen und es gibt Papamädchen. Muttersöhnchen kann man vergessen, ein Papamädchen macht man sich besser nicht zur Feindin. Die achtzehnjährige Emma Lauenstein ist so ein Mädchen. Sie sehnt sich nach dem Luxus, mit dem ihr Vater sie überhäufte – bis ihre Familie vor vier Jahren auseinanderbrach. Seitdem fühlt sie sich in einem zweitklassigen Leben gefangen. Sie hasst ihre Schule, die sie mehr schwänzt als besucht; sie hasst ihren schmierigen neureichen Stiefvater und ihren pubertierenden Stiefbruder; sie verachtet ihre tablettenabhängige Mutter, die Emmas Vater feige im Stich ließ; und sie hat bei Douglas Hausverbot, weil sie dort einmal zu oft klaute.
Eines Abends gerät Emmas Leben erneut aus den Fugen. Zusammen mit ihrer Familie wird sie von drei Gangstern als Geisel genommen. Doch die Männer ahnen nicht, mit wem sie sich anlegen. Denn Emma ist schlau, zäh und skrupellos. Als es um ihr Überleben, ihre Freiheit und die Chance geht, in die Welt der Reichen und Schönen zurückzukehren, ist sie zu allem bereit …
Meine Meinung:
Titel, Cover und Inhaltsangabe haben mich angesprochen, versprach ich mir doch leichte, locker-flockige Lektüre. Das Leben der Reichen und Schönen interessiert mich zwar nicht, aber da Emma ja nicht mehr zu diesen höher privilegierten Püppchen gehören soll, war ich gespannt darauf, was ein “Papamädchen” ausmacht.
L. S. Anderson ist ein Pseudonym für einen männlichen Schriftsteller. Er scheint ein deutscher Ingenieur zu sein, mehr habe ich aber auch nicht über ihn in Erfahrung bringen können. Er schreibt hier in der ersten Person als Emma und versetzt sich in ein fast 18jähriges Mädchen hinein, was äußerst erstaunlich ist, denn können Männer uns Frauen wirklich verstehen?
Sein Schreibstil ist direkt und schnörkellos, ein sehr gutes Deutsch. Viele Gedankengänge, Fragen und wörtliche Rede führen den Leser durch die groteske Situation einer Geiselnahme mit einigen brutalen Übergriffen. Die einzelnen Figuren sind gut ausgearbeitet. Und auch das Lektorat hat hervorragende Arbeit geleistet – ich habe keine orthographischen oder grammatikalischen Fehler gefunden.
Hat mir aber die Story wirklich gefallen? Nein, nicht wirklich. Ich konnte mich mit keiner einzigen Figur identifizieren, mich in die Story hineinfallen lassen, denn nicht nur Emma machte sie unglaubwürdig. Sicher, das Buch heißt “Bitch”, und eine Schlampe wäre noch eine harmlose Bezeichnung für dieses skrupellose Luder, das mit nicht mal 18 Jahren über Leichen geht und sich nimmt, was sie will. Dazu gehört schon ein gehöriges Maß an Abgebrühtheit, Gewissenlosig- und Zielstrebigkeit. Auch das Verhalten der Polizistin hat mich zum Kopfschütteln gebracht, die Möglichkeit, 1.000 € am Geldautomaten zu ziehen, aber vor allem die Bezeichnung der weiblichen Genitalien. Zum Glück kam das M-Wort nur zwei- oder dreimal vor, wäre es häufiger aufgetaucht, hätte ich abgebrochen.
Ich kann das Buch Männern empfehlen, die gewissen sexuellen Fantasien nachgehen. Für mich ist das eher nichts.
Die Situation, im eigenen Haus überfallen und in Geiselhaft genommen zu werden, ist nicht neu und ist sicherlich auch im realen Leben schon vorgekommen. Aus dieser Situation dann eine solche Story zu weben, das braucht schon ein gewisses Maß an Können. Somit gebe ich nach reiflicher Überlegung 06/10 Punkte.
Erster Satz:
Die Ereignisse, die mein Leben zum zweiten Mal innerhalb von vier Jahren auf den Kopf stellten – oder, genau genommen, wieder auf die Füße-, begannen damit, dass drei Männer durch den Regen über den Rasen unseres Gartens auf das Haus zukamen.
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