Autor: Robert McCammon
Inhaltsangabe (Amazon):
Geht eine Hexe in Carolina um? Das zumindest glauben die Bewohner der kleinen Stadt Fount Royal. Ihr Name ist Rachel Howarth, eine Fremde - wunderschön und mutig. Kein Wunder, dass sie von manchen Einwohnern gehasst wird und den meisten zumindest suspekt vorkommt.
Der fahrende Friedensrichter Isaac Woodward und sein scharfsinniger Gerichtsdiener Matthew Corbett sollen ihr den Hexenprozess machen. Die Beweise sind erdrückend: In ihrem Haus finden sich okkulte Hinweise, sie weigert sich, die Worte des Herrn zu sprechen, und Zeugen berichten von unaussprechlichen Dingen, die sie mit dem Leibhaftigen selbst begangen haben soll…
Meine Meinung:
Detailreich, gruselig, spannend
Wieder ein Buch aus dem Luzifer-Verlag, das ich vor allem ab dem zweiten Drittel nicht mehr aus der Hand legen konnte. Schon das Cover hat mich angesprochen und fasziniert, als ich es bei NetGalley.de sah: diese düstere Atmosphäre mit einer Frau in altmodischer Kleidung im Focus. Die nächsten Details waren Titel und Inhaltsangabe, die mich vollständig in ihren Bann zogen, denn im späten 17. JH eine schöne und mutige Frau als Hexe zu diffamieren, zog unweigerlich einen Hexenprozess und sehr wahrscheinlich den Tod nach sich.
Um so spannender, dass ein Richter und sein Gerichtsdiener die Wahrheit herausfinden wollen, um eine stichhaltige Rechtsprechung vorzunehmen und nicht einfach alles auf Anhieb glauben, was man ihnen erzählt. Während der Richter sich mit einer schweren Grippe herumschlagen muss, aber vom Herrscher des Ortes unter Druck gesetzt wird, versucht der junge Gerichtsdiener einige Fragen und Rätsel zu lösen.
Es ist äußerst spannend, wenn das Buch auch so seine Längen hat. Doch das bleibt nicht aus, wenn derart detailreich beschrieben wird, dass man beim Lesen nicht nur den Matsch unter den Füßen spüren, sondern auch den Gestank in die Nase steigen fühlt, der dort in der neuen Kolonie in Amerika in den Sümpfen im Juni herrscht.
Der Schreibstil ist brillant. Sprachlich und begrifflich vollkommen dem Jahrhundert angepasst, beschreibt McCammon Menschen des späten 17. Jahrhunderts absolut nachvollziehbar, gibt seinen einzelnen Figuren unterschiedliche Charaktere und Bildung, lässt sie ihrem Alter und Werdegang gemäß sprechen und handeln, gibt einen Einblick in das Leben einer Gemeinschaft, die einen Neuanfang in einer Welt wagt, die so ihre Wagnisse hat und lässt den Leser währenddessen spekulieren.
Leider endet das Buch zwar mit einer interessanten Entdeckung und logischen Überlegung bei einem anderen Rätsel, doch sind noch so viele Fragen offen und Rachel noch immer inhaftiert. Der zweite Band muss also im Anschluss verschlungen werden – wie schön, dass es diesen bei Skoobe zu leihen gibt :)
Ich gebe für Teil 1 der interessanten und teilweise recht gruseligen Story 09/10 Punkte.
Zitat:
Regelrechte Wasserfälle strömten durch die starken Äste, die sich in vierzig Fuß Höhe über der Straße ineinander verflochten. Die Blätter uralter Eichen und Ulmen, und auch die Nadeln der hohen Kiefern, waren finster statt grün, und die mächtigen Stämme von Moos und braunen Klumpen eines Pilzes geflickt. Zu sagen, dass sich unter diesen Ästen eine Straße befand, war eine freizügige Verwendung des Wortes: Es handelte sich um ein fäulnisfarbenes matschiges Loch, das dem Nebel entstieg und auch wieder im Nebel verschwand.
1. Kapitel, bei 1 %, Pos. 52/7223
Bücher der Reihe:
- Matthew Corbett und die Hexe von Fount Royal (1) – beendet 08.01.2018 – 09/10 Punkte
- Matthew Corbett und die Hexe von Fount Royal (2)
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