Bereits im Oktober habe ich dieses Buch ausgelesen und euch davon auch berichtet, nun wird es Zeit, die Rezension, die ich geschrieben habe, hier zu veröffentlichen:
Michael Pfrommer
Das zweite Buch
Historischer Roman
Verlag: Philipp von Zabern
HC, 319 Seiten
ISBN: 3805337140
von mir
„Zwei von vier aber zwei von drei“
Die Erfüllung einer Prophezeiung
Der „wahnsinnige Prophet“ Hesekiel soll zumindest einer historischen Quelle zufolge zwei Bücher geschrieben haben, obwohl in der Heiligen Schrift nur eines erhalten geblieben ist. Warum also nicht anhand einer fiktiven Entdeckung dieses zweiten Buches zusammen mit Hesekiels Vision vom Thronwagen einen Roman schreiben?
Was hat der Prophet Hesekiel wirklich gesehen? Seit Jahrhunderten beschäftigen sich die Menschen mit dieser Frage und der daraus resultierenden: Welche Botschaft ist letztendlich darin enthalten?
Hesekiel lebte im frühen 6. Jahrhundert vor Christus und war fraglos eine politische Figur seiner Zeit. Zusammen mit anderen Propheten hielt er sein Volk erfolgreich von überstürzten Handlungen ab. Ein wichtiges Mittel waren hierbei seine Visionen, zum Beispiel die vom Thronwagen Gottes. Noch heute versuchen Wissenschaftler und Theologen gleichermaßen zu entschlüsseln, was hinter diesen mächtigen Worten steckt.
Für den Autor werden die Thronwagen-Vision und das zweite Buch zum Fundament seines Romans. Doch damit nicht genug. Parallelen in der Zeit fallen zwangsläufig auf: die Großmacht Babylon mit König Nebukadnezar an der Spitze, welche Jerusalem verbrannte und die Israeliten nach Babylon deportierte damals - und Saddam Hussein, der sich als neuen Nebukadnezar sah und in Babylon einen riesigen Palast errichten ließ heute. Feinschaft zwischen Muslimen und Juden damals und heute.
Und so ist es nicht verwunderlich, dass er seinen Roman auch in zwei Epochen spielen lässt. Zum einen zur Zeit Hesekiels, dem er eine Tochter Sulamit andichtet, und zum anderen 2003 als die US-Truppen im Irak einmarschieren und das Zweite Buch fiktiv entdeckt wird.
Damals und heute
Sulamit wird von ihrem Vater mit Argusaugen bewacht, hat er doch in einer weiteren Vision das Schicksal seiner Familie gesehen. Er lässt sie nur aus dem Haus, um die Wäsche zu erledigen. Doch gerade diese Vorsicht scheint letzten Endes die Geschichte ins Rollen zu bringen, und seine Worte erfüllen sich mit verblüffender Klarheit an Sulamit selbst.
Und so begleiten wir sie und lernen Sargon kennen, den Sohn Königin Amytis‘ (historisch allerdings unter ihrem griechischen Kunstnamen Semiramis bekannt), ein Babylonier, der zu ihrem Schicksal wird. Wir erleben ein Spießrutenlaufen, in der sie von einer gefährlichen Situation in die nächste schlittert, finden uns auf dem Heiratsmarkt von Babylon oder vor dem riesigen Ishtartor, das wir noch heute im Pergamonmuseum in Berlin besichtigen können. Wir erleben hautnah, wie sich eine Vision erfüllt.
Immer wieder werden wir durch Zeitsprünge in die Gegenwart zurück geholt. Die Archäologin Marie Dormanque stößt auf Fragmente des zweiten Buches Hesekiels. Der ehemalige US-Air Force Kampfpilot Mike Dayton wird Zeuge eines Autounfalls und entdeckt durch Zufall Unterlagen zu Maries Ausgrabung bei dem Toten. Der Möchtegern-Drehbuchautor wittert seine Chance zu einem guten Drehbuch. Während er Marie das erste Mal telefonisch kontaktet, wird zeitgleich bei beiden eingebrochen, und eine Verkettung von mysteriösen Umständen nimmt ihren Lauf.
Durch die häufigen Zeitwechsel wird zunehmend bemerkbar, dass sich die Geschichte Sulamits auf tragische Weise wiederholt. Natürlich sind die Umstände andere, und doch liegen die Prallelen so klar auf der Hand, dass der Leser mit Spannung verfolgt, was beiden Frauen und den beiden Männern, die jeweils zu den Feinden ihres Volkes zählen, zustößt.
Der Thronwagen Gottes – ein UFO?
Und immer wieder rückt Hesekiels Vision des Thronwagens in den Mittelpunkt. Die Diskussionen darum sind seit Jahrhunderten im Gange. Seit einigen Jahren macht die These eines NASA-Ingenieurs Furore – Er interpretierte die Beschreibung des himmlischen Thronwagens einmal völlig anders, nämlich als außerirdisches Landefahrzeug. Hatte der Prophet Hesekiel am Ende gar nicht Gott, sondern Außerirdische gesehen?
Ein äußerst spannendes Buch, das einige Nahrung zum Nachdenken bietet um ein Thema, das viele von uns anspricht und interessiert. Ein Buch, das die Antike mit der Gegenwart und der Zukunft auf eine Weise verbindet, die zur Völkerverständigung beitragen sollte.
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