17.10.2013

Kurzrezi: Drecksspiel – Martin Krist

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Martin Krist
Drecksspiel
Thriller
Ullstein, 11.10.2013
TB, 396 Seiten, 9,99 €
ISBN: 3548285376
hier: Rezensionsexemplarvielen lieben Dank an Verlag und Autor
Kindle-Edition: 8,99 €
gelesen in der Leselotte

Bewertung: 

Klappentext:

“Er kann alles mit mir machen, solange er nur meine Tochter verschont!”
Schlüssel rasseln an der Tür. “Ich hab mich hübsch gemacht”, haucht Hannah, während ihr Mann Philip hinter ihr den Raum durchquert. Seine Hand streift ihren Nacken. Sie neigt den Kopf und … sieht Handschuhe voller Blut. Finger schließen sich um ihre Kehle. Als sie wieder zu sich kommt, ist sie an einen Stuhl gefesselt. Vor ihr ein fremder Mann. Nur ein Gedanke peinigt sie in diesem Moment: Er darf Millie nicht finden! – Hannahs Tochter schläft im Zimmer nebenan…

Das Cover zeigt ein leeres Zimmer einer offenbar leerstehenden Wohnung mit nur einer Matratze zwischen zwei Türen. Altbau. Was man sich auch für Gedanken bei diesem Anblick macht, sie haben bestimmt wenig mit dem rasanten Thriller zu tun, der in diesem Buch durch mehrere Handlungsstränge zieht und es einem schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen. Und auch der Klappentext reißt nur einen Augenblick eines einzigen Handlungsstranges an. Erst nach und nach werden Zusammenhänge klar.

Anfangs kann man das Buch noch gut zur Seite legen, denn ehe man all die auftauchenden Personen richtig zuordnen kann, braucht es eine Weile. Da ist das gleich vorn im Buch befindliche Personenregister überaus hilfreich. Doch später ist dies kaum noch möglich, wenn jeder einzelne Erzählstrang in Windeseile Fahrt aufnimmt und man ohne Probleme von Szene zu Szene wechseln kann und genau über alle Personen im Bilde ist. Vor Spannung konnte ich da tatsächlich nicht einschlafen!

Protagonisten gibt es in diesem Buch einige, eigentlich in jedem Handlungsstrang, und so dürfte jeder seinen Favoriten oder die Person finden, mit der er sich identifizieren kann. Für mich ist dies David Gross oder Markus, wie er ursprünglich heißt. Er arbeitet für einen Anwalt und ist Ex-Polizist, recherchiert, kombiniert und bringt nach und nach alles ans Licht. Er steht für das Gute.

Die Charaktere sind auch hier wieder sehr gut ausgearbeitet, man sieht sie förmlich vor sich, die abhängenden Jugendlichen mit ihrem Gossen-Wortschatz, den abgehalfterten, korrupten Polizisten, den Paten von Berlin, die junge verzweifelte Mutter…

Die Szenerie, die Drogen, Handlungsstränge und deren Berührungspunkte erinnerten mich an den Film Pulp Fiction. Berlin wird zu LA und hat mich, so hervorragend glaubhaft dargestellt, sehr beunruhigt. Wie in “Mädchenwiese” auch bleibt Martin Krist seinem Schreibstil treu und beendet in Dialogen seine Sätze nur selten. Manchmal war mir dies fast ein bisschen zu viel, wenn ich mir grundsätzlich selbst zusammenreimen muss, was die Mitwirkenden eigentlich sagen wollten (dies ist aber nur ein minimaler Kritikpunkt und fällt überhaupt nicht ins Gewicht).

Wie Martin Krist aber hier mit dem Ende beginnt und die einzelnen Fäden dieser Geschichte zu einem runden Ganzen verwebt, ist absolut genial! Und derart atemberaubend spannend erzählt, in jedem einzelnen Kapitel. Es kommt niemals! Langeweile auf. Nicht eine Sekunde Langatmigkeit.

Für mich gehört Martin Krist zu den besten deutschen Thrillerautoren.

Ich gebe die volle Punktzahl: 10/10 Punkte.

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